Joseph Schweig

Biografie Joseph Schweig

Joseph Schweig wurde am 3. Februar 1850 in Bretzenheim/Nahe als Kind wohlhabender Eltern geboren. Sein Vater, Benedikt Schweig, verfügte über einen Frucht-

und Weinhandel, sowie über eine Metzgerei. In der preußischen-Rheinprovinz verfügte die jüdische Bevölkerung – im Vergleich zu anderen Regionen – über relativ hohe Freiheits- und Gleichheitsrechte. So konnte Schweig nach dem Abschluss der öffentlichen Volksschule das Kgl. Preußische Gymnasium von Kreuznach a.d.N. besuchen. In den Jahren 1870/71 gehörte er als preußischer Soldat dem stehenden Herr im Deutsch-Französischen Krieg an. Im Anschluss absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung, für die er nach Hamburg ging. Dort heiratete er am 3. Juni 1877 die Kaufmannstochter Henrietta Nathanson (4.1.1848 – 27.05.1903), im April der Folgejahres wurde ihre Tochter Hedwig geboren.

Am 1. April 1881 kam die Familie Schweig nach Weißwasser. Der Ort gehörte damals noch zur Standesherrschaft Muskau, welche zu dieser Zeit noch Prinz Friedrich der Niederlande führte. Von ihm pachtete Schweigs Schwager, Emil Meyer, die Braunkohlewerke Weißwasser (BKW) auf 30 Jahre. Damit hatte er das Recht, die Kohle in den umliegenden Gruben zu fördern. Jedoch war der Absatz anfangs gering. Schweig begriff schnell, dass Absatzmärkte in der näheren Umgebung gefunden werden mussten und kam auf die Glashütten als Kohleverbraucher. 1884 investierte er als stiller Teilhaber in die Glashüttenwerke „Hirsch, Janke & Co.“. Schon 1889 war er Fabrikbesitzer der „Oberlausitzer Glashüttenwerke & Co.“. 25 Jahre nach seiner Ankunft in Weißwasser hatte Schweig vier Glashütten gerettet sowie zwei Hütten und ein Porzellanwerk selbst gegründet. Zu seinen Leistungen für die Stadt zählt aber nicht nur seine unternehmerische Tätigkeit. Einen guten Teil seines Gewinns investierte er für soziale Zwecke, wie die Förderung von Vereinen.

Joseph Schweig starb am 1. September 1923 im Alter 73 Jahren. Er gehörte – laut der Aussagen seiner Nachfahren – der Gruppe der assimilierten Juden an, die auch als Reformjuden bezeichnet werden. Er betrachtete das Judentum als eine Konfession, wie auch das Christentum eine ist. So setzte er sich dafür ein, dass jüdische Kinder in Weißwasser mosaischen Religionsunterricht erhielten. Des Weiteren erwarb er eine Parzelle für ein jüdisches Gräberfeld auf dem Gemeindefriedhof, welches ermöglichte, dass jüdische Bürger keine Sonderexistenz auf dem Friedhof erhielten, sondern inmitten ihrer Mitbürger bestattet wurden.

1922 ließ er den Glasmacherbrunnen aus Muschelkalk und Kunstmuschelkalk bauen: „Zur Erinnerung an Not und Heldenmut 1914-1918 dem Andenken unserer im Weltkriege Gefallenen (zumeist Glasmacher) in Dankbarkeit gewidmet“. Im Jahre 1978 wurde der Glasmacherbrunnen abgerissen, da er der Straßenumgestaltung vor dem Bahnhof im Wege war. Als die Stadt Weißwasser im Jahr 2002 ihr 450- jähriges Bestehen feierte wurde der Brunnen an selber Stelle aus Sandstein und Bronze errichtet. Noch heute ist es eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt.

Am 27. September 2006 erhielt er vom Stadtrat Weißwasser einstimmig die Ehrenbürgerwürde verliehen.

2014 schrieb die SZ einen Artikel, inspiriert von Werner Schuberts Literatur über die bedeutungsvolle Arbeit von Schweig, die er für Weißwasser leistete.